Weltweite Geldschwemme: Letzter Verzweiflungsakt des IWF?

von , 13.09.2021, 15:30 Uhr

Im Zuge der weltweit schon jetzt einzigartigen Geldschwemme wirft jetzt auch noch der Internationale Währungsfonds (IWF) mit dem Geld nur so um sich. Er hat nun an seine 190 Mitgliedsstaaten Sonderziehungsrechte in einem Umfang von umgerechnet 650 Mrd. US-Dollar vergeben, was in etwa der dreifachen Summe desjenigen entspricht, das der IWF zwischen den Jahren 1969 und 2020 bereitgestellt hatte.

Sonderziehungsrechte ohne konkrete Hinterlegung

Nach der offiziellen „Tonlage“ soll damit „neues Vertrauen“ geschaffen und „die Widerstandsfähigkeit und Stabilität der Wirtschaft“ gestärkt werden, was Bundesfinanzminister und SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz zu einem naiven Lob animierte. Denn bei näherer Betrachtung erweisen sich die vorstehend zitierten Äußerungen als politisch motivierte Falschaussagen. Das Vorgehen des IWF wird nämlich wegen der damit verbundenen und noch hemmungsloseren Geldmengenausweitung die Probleme eher noch verschärfen, den erwartbaren „Crash“ nur noch heftiger ausfallen lassen.

Um die Rolle des IWF zu verstehen, lohnt ein kurzer Blick in die Währungsgeschichte: Als Ende der 1960er Jahre das rund um den US-Dollar konstruierte westliche Währungssystem ins Straucheln kam (u.a. im Zuge des Vietnam-Krieges gedruckte Dollar-Mengen ließen keine ausreichende Teil-Golddeckung des Dollars mehr zu), schuf man den IWF, dessen Sonderziehungsrechte (SZR) ihrerseits eine Golddeckung versprachen, ohne daß allerdings eine konkrete Hinterlegung gefordert war. Dieses System funktionierte in den ersten Jahren (noch keinerlei Vertrauensverlust?) zumindest so gut, daß man es auch nach der Aufgabe der Golddeckung für den Dollar im Jahr 1971 (die Geldmenge war einfach zu stark gestiegen) als Instrument der Krisenintervention beibehielt.

Eurokrise kam auch ohne neue SZR aus

Der IWF überdauerte bisher die Eurokrise, den Absturz der internationalen Finanzmärkte Ende 2018 und auch einen im März 2020 wegen des Corona-Lockdowns drohenden „Beinahe-Crash“, ohne daß es einer Herausgabe neuer SZR in nennenswertem Umfang bedurft hätte. Daß es nun zur seit Gründung des IWF größten Intervention kommt, deutet auf den Ernst der Lage hin. Weltweit wurden im Zuge der Corona-Maßnahmen Milliardenbeträge zur Stützung der Wirtschaft und der Arbeitnehmer aufgewendet, um sonst befürchtete Unruhen im Keim zu ersticken. Nun fehlt dieses Geld an anderer Stelle. Die Zentralbanken haben ihr währungspolitisches Pulver nach jahrelanger Nullzins-Politik längst verschossen und die sich nun deutlich abzeichnenden Inflationstendenzen würden ohnehin eine wieder straffere Geldpolitik nahelegen. Mit den bisher angewendeten Mitteln und Methoden ist das System daher kaum mehr zu retten. Mit den neuen SZR versucht der IWF nur noch, den offenbar unvermeidbaren Zusammenbruch des aktuellen Währungssystems weiter hinauszuschieben. Offenkundig haben die dort weltweit größten Akteure noch einiges – zu ihren Gunsten – zu „regeln“. (tb)


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