Den meisten der 36 Universitätskliniken in Deutschland geht es finanziell nicht gut. Viele Uni-Kliniken erwirtschaften Jahr für Jahr Defizite in Millionenhöhe, die dann von ihren Trägern, den Bundesländern, aus dem Steuersäckel ausgeglichen werden müssen.
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Die schwierige finanzielle Situation der Hochschulkliniken geht u. a. auf die Einführung eines neuen Vergütungssystems für die deutschen Krankenhäuser vor einigen Jahren zurück. Das Vergütungssystem basiert auf Fallpauschalen, die für alle Krankenhäuser gleich sind. Die Sonderstellung der Universitätsklinken, welche die schwersten und komplexesten Krankheitsfälle behandeln müssen, wird in diesem System nicht berücksichtigt. Die sich bei diesen Erkrankungen ergebenden, zum Teil extrem hohen Kosten werden nicht ausreichend durch die Fallpauschalen abgedeckt. Hinzu kommt ein massiver Investitionsstau, insbesondere bei den Klinikbauten. Diese werden vielfach heutigen Anforderungen nicht mehr gerecht und erschweren effiziente Abläufe bei den Behandlungen.
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Die Verantwortlichen in den Uni-Kliniken und in den zuständigen Wissenschaftsministerien der Länder bemühen sich nach Kräften, die finanzielle Situation der Häuser zu verbessern. Dabei setzen sie zunehmend betriebswirtschaftliche Informations- und Steuerungswerkzeuge ein. Hier gibt es immer noch Verbesserungspotentiale, wie ein aktueller Bericht aus einem norddeutschen Bundesland belegt.
Kennzahlen im Krankenhausbereich
Das Bundesland ist Träger von zwei Uni-Kliniken. Da liegt es nahe, die beiden Kliniken und deren Leistungen miteinander zu vergleichen. Beide Hochschulkliniken verfügen über differenzierte Berichtssysteme, durch die sie eine Vielzahl von unterschiedlichen Kennzahlen ermitteln. Kennzahlen liefern verdichtete Informationen über die relevanten Prozesse in einer Einrichtung. Sie stellen Führungs- und Lenkungswerkzeuge dar und beeinflussen die Entscheidungen der Leitung. Vergleiche anhand einer einzelnen Kennzahl haben nur begrenzte Aussagekraft. Gibt es jedoch bei mehreren Kennzahlen signifikante Abweichungen zum Durchschnitt, deutet dies auf einen bestehenden Handlungsbedarf hin. Neben allgemeinen betriebswirtschaftlichen Kennzahlen wird im Krankenhausbereich durch eine Vielzahl spezifischer Kennzahlen das medizinische Leistungsgeschehen abgebildet.
Ein Kennzahlenvergleich fand bisher nicht statt
Sowohl die Berichtssysteme der beiden Uni-Kliniken als auch die ermittelten Kennzahlen weichen voneinander ab. Zudem messen beide Einrichtungen vergleichbaren Kennzahlen nicht die gleiche Bedeutung zu. Eine Abstimmung oder ein Austausch zwischen den beiden Hochschulkliniken zu den von ihnen ermittelten Kennzahlen und zum jeweiligen Berichtswesen fand bisher nicht statt. Eine Vergleichbarkeit zwischen den beiden Universitätsklinika war deshalb nicht gewährleistet. Auch führen die Universitätskliniken, die im Bereich der Krankenversorgung mit den übrigen Krankenhäusern im Wettbewerb stehen, externe Kennzahlenvergleiche bisher nur in geringem Umfang durch.
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Ein einheitliches Kennzahlensystem wird eingeführt
Das Wissenschaftsministerium des norddeutschen Bundeslandes als Aufsichtsbehörde bezog Kennzahlen bei der Beurteilung der finanziellen und wirtschaftlichen Situation der beiden Hochschulkliniken früher nur unzureichend ein. Neuerdings fordert es mehr Informationen über die wirtschaftliche Entwicklung und das Leistungsgeschehen in den beiden Einrichtungen. Das Ministerium hat das Thema Kennzahlen mit den Universitätskliniken umfassend erörtert und strebt eine Implementierung und Weiterentwicklung eines einheitlichen Kennzahlensystems an. Die Gespräche sollen im Rahmen einer Arbeitsgruppe zusammen mit einem großen kommunalen Klinikum intensiviert werden. Dabei sollen abgestimmte Vergleichsparameter erarbeitet und das aktuelle Benchmarking verbessert werden.
Schon jetzt wird auf negative Entwicklungen reagiert
Das Wissenschaftsministerium berichtete zudem, dass es im Rahmen seiner Aufsicht bei einer verschlechterten Ergebnissituation der Universitätskliniken und negativen Kennzahlenentwicklungen konkret reagiere. So habe es im Gespräch mit dem Vorstand einer Universitätsklinik gefordert, zeitnah Optimierungspotenziale darzulegen. Mit der anderen Klinik führe es intensive Gespräche, weil trotz einer Erhöhung der Zahl der Beschäftigten die Leistungsentwicklung stagniere und dadurch ein Ergebniseinbruch drohe. Wollen wir hoffen, liebe Leserinnen und Leser, dass sich durch den geschilderten Einsatz von betriebswirtschaftlichen Steuerungsinstrumenten die finanzielle Situation der Universitätskliniken stabilisiert und diese ihre wichtigen Aufgaben auch in Zukunft erfüllen können, sagt mit Nachdruck
Ihr
Gotthilf Steuerzahler
Dieser Text stammt aus dem kostenlosen Newsletter Claus Vogt Marktkommentar.