Tunesien wird zum neuen Hotspot für die Flucht nach Europa

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In Rom ist man alarmiert, weil immer mehr Migranten von der tunesischen Küste aus auf die italienischen Inseln zu gelangen versuchen. Dabei ist eine schnell verlaufende Verschiebung der häufig genutzten Fluchtrouten insbesondere von Libyen nach Tunesien zu beobachten. Italiens Innenministerin Luciana Lamorgese nutzte deshalb einen kürzlichen Besuch in Tunis, um den dortigen Verantwortlichen eindringlich ins Gewissen zu reden und ein härteres Vorgehen gegen die inzwischen wieder „völlig unkontrollierten“ Migrationsströme zu fordern.

Laut Italien zählt Tunesien zu den sicheren Ländern

In Rom zitierte Außenminister Luigi Di Maio den tunesischen Botschafter ins Außenministerium. Di Maio erinnerte den Diplomaten an die Tatsache, daß man Tunesien zu den „sicheren Ländern“ zähle und es deshalb stärkere Maßnahmen gegen die „Abfahrten“ in Richtung der italienischen Inseln ergreifen müsse. Italien werde seinerseits mehr „Rückflüge“ als bisher in Richtung Tunesien organisieren, fügte Di Maio unmißverständlich an. Tunesiens Innenminister Hichem Mechichi sagte im Gegenzug ein energisches Vorgehen gegen sogenannte „Menschenschlepper“ zu. Er deutete allerdings an, daß die tunesische Küstenwache schon jetzt an der Grenze ihrer Leistungsfähigkeit operiere.

Explodierende Flüchtlingszahlen haben diverse Gründe

Der extreme Anstieg der Flüchtlingszahlen hat mehrere Gründe. Erstens bot Italien ab Anfang Juni wegen des coronabedingten Mangels an osteuropäischen Erntehelfern allen das Land erreichenden „Flüchtlingen“ eine sechsmonatige Aufenthaltserlaubnis an, wenn sie während dieser Zeit in der Landwirtschaft arbeiten. Obwohl man in Rom gleich danach klarstellte, daß diese Sonderregelung nicht für Neuankömmlinge gelte, sondern nur für bereits im Land befindliche Migranten, kam es in Tunesien zunächst zu einem regelrechten „Sturm“ auf die Boote.

Der zweite Grund für die hohen Flüchtlingszahlen liegt in der instabilen politischen Lage Tunesiens begründet und das auch dort um sich greifende Corona-Virus. Drittens bewirkt schließlich das in Libyen zunehmende „Kriegschaos“, daß immer mehr Migranten den Weg über das sicherere Tunesien nehmen. Zudem ist von dort aus auch die Seepassage zu den italienischen Inseln um annähernd 150 Kilometer kürzer. (tb)


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