Steigende Kosten für die medizinische Versorgung der Strafgefangenen

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Unser Staat hat nicht viel für seine Gefängnisse übrig, er scheut sich, Geld für diesen Bereich in die Hand zu nehmen. Kein Politiker kann Wählerstimmen für sich gewinnen, wenn er sich beispielsweise für den längst überfälligen Neubau eines Gefängnisses einsetzt. Im Gegenteil, er muss mit heftigem Widerstand aus der Bevölkerung rechnen, wenn er sich für einen Neubau an einem anderen Standort ausspricht. Eine jetzt bekanntgewordene Untersuchung, in der es um die Krankenversorgung der Strafgefangen geht, ermöglicht tiefe Einblicke in den tristen Zustand der deutschen Knäste.

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Nach den geltenden gesetzlichen Bestimmungen soll die ärztliche Versorgung der Gefangenen im Regelfall durch hauptamtliche Anstaltsärzte erfolgen. Die ärztliche Tätigkeit in den Gefängnissen ist jedoch unbeliebt. Es fällt dem Staat deshalb schwer, die Stellen für Anstaltsärzte zu besetzen. Auch stehen die Justizvollzugsanstalten bei der Gewinnung von ärztlichem Personal im Wettbewerb mit Krankenhäusern und Medizinischen Versorgungszentren.

In vielen Gefängnissen nehmen deshalb externe Vertretungsärzte die Aufgaben der medizinischen Versorgung wahr, was für den Staat wesentlich teurer ist als die Beschäftigung von fest angestellten Ärzten. Jetzt wird in den Justizverwaltungen darüber nachgedacht, wie die Arbeit als Anstaltsarzt attraktiver gemacht werden kann, zum Beispiel durch eine bessere Bezahlung. 

Deutlicher Anstieg bei den Arzneimittelkosten      

Ein Kostentreiber bei der medizinischen Versorgung der Gefangenen ist der Arzneimittelbereich. Die Ausgaben für Arzneimittel machen mittlerweile 38 Prozent der jährlichen Kosten für die Gesundheitsversorgung der Gefangenen aus. Sie haben sich im untersuchten Zeitraum 2013 bis 2016 mehr als verdoppelt. Ein Hauptgrund für die Kostensteigerung liegt in der Zulassung neuer Arzneimittel insbesondere zur Behandlung von Hepatitis. Etwa die Hälfte der Arzneimittelkosten entfällt seitdem auf die kostenintensive Behandlung derartiger Fälle. Dahinter steht die Tatsache, dass viele Gefangene nach Drogenkonsum an einer Lebererkrankung leiden.      

Die Gefängnisse als große „Substitutionspraxen“      

In der Tat sind Drogen ein großes Problem in den Haftanstalten. In den untersuchten Gefängnissen waren über 35 Prozent der Gefangenen suchtmittelabhängig, nutzten Opioide, Kokain oder multiple Substanzen. Viele von ihnen mussten in der Haft substituiert werden, d.h. ärztlicherseits mit Ersatzstoffen wie Methadon versorgt werden, um die Entzugserscheinungen zu mildern.

In großen Gefängnissen erhalten teilweise über 100 Gefangene gleichzeitig eine Substitutionsbehandlung. Damit zählen solche Gefängnisse zu den größten „Substitutionspraxen“ im Lande. Die Anstaltsärzte müssen angesichts solcher Zahlen einen Teil der Substitutionsbehandlungen delegieren, da sie ansonsten ihren übrigen ärztlichen Pflichten nicht mehr nachkommen können.      

Ein Ausbau der psychiatrischen Behandlungsmöglichkeiten ist erforderlich      

Durch den Drogenkonsum wächst auch die Anzahl psychisch beeinträchtigter Gefangenen. In einer psychiatrischen Ambulanz wurden beispielsweise in einem Jahr über 200 Gefangene vorgestellt, von denen mindestens 188 eine psychiatrische Diagnose aufwiesen. Ein Teil dieser psychisch erkrankten Gefangenen muss sogar teil- oder vollstationär versorgt werden. In einigen Bundesländern gibt es teilweise stationäre psychiatrische Abteilungen in großen Knästen, denen eigene Psychiater vorstehen. Die übrigen Justizverwaltungen werden am Ausbau entsprechender Einrichtungen nicht vorbeikommen.      

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Weiter Kostensteigerungen sind absehbar      

Alles in allem bietet sich ein trostloses Bild der Zustände in den Gefängnissen. Angesichts der gesundheitlichen Situation vieler Gefangenen werden sich die Kosten für die medizinische Versorgung in den Knästen in Zukunft weiter erhöhen. Die Gefangenen werden durch den Konsum gesundheitsgefährdender Substanzen medizinisch immer betreuungsbedürftiger. Möglichkeiten, die absehbaren Kostensteigerungen zu verhindern, bestehen kaum. Dem Staat wird also nichts anderes übrigbleiben, liebe Leserinnen und Leser, als für die medizinische Versorgung der Gefangenen zu zahlen, ob es ihm passt oder nicht, sagt resignierend

Ihr
Gotthilf Steuerzahler, www.krisensicherinvestieren.com

Dieser Text stammt aus dem kostenlosen Newsletter Claus Vogt Marktkommentar