Laut übereinstimmenden Medienberichten wurde Jens Spahn (CDU) am 30. August 2020 anlässlich eines Termins zur NRW-Kommunalwahl in Bergisch Gladbach von einer Gruppe Protestierender, die die Corona-Maßnahmen missbilligen, beleidigt und bespuckt. Viele Medien zeigen ein Video, das genau diese Vorgänge zeigen soll. Doch nur 50 % von diese Berichten sind wahr.
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Video: Wer spuckt Spahn wann und wo an?
Keine Frage, man hört es ganz deutlich heraus, Herr Spahn wurde von den Protestierenden beleidigt. Das ist klar zu verurteilen. Wer beleidigt hat keine Argumente.
Allerdings ist in dem Video nicht zu erkennen, dass Herr Spahn von den Protestierenden bespuckt wird. Weder ist zu erkennen, dass in die Richtung von Herrn Spahn gespuckt wird, noch ist zu sehen, dass Herr Spahn direkt mit Speichel von wem auch immer in Berührung kommt.
BGH: Anspucken ist Körperverletzung
Wäre das wirklich geschehen, hätte sich Spahn zum einen sicher reflexartig die Hände vor den Körper gehalten und hätte schockiert und angewidert geschaut. Zum anderen hätten die anwesehenden Polizeibeamten und Sicherheitskräfte nach einer Spuck-Attacke auf den Gesundheitsminister sofort reagiert und den "Spucker" aus der Masse separiert und festgenommen. Zudem hätte sich der "Spucker" im weiteren Verlauf mit hoher Sicherheit wegen Körperverletzung verantworten müssen. Denn das Anspucken kann laut eines BGH-Urteils als Körperverletzung gewertet werden.
Polizei hat keine Erkenntnisse zu einer Spuck-Attacke
Einzig der Tagesspiegel schreibt davon, dass Spahn "angeblich bespuckt" wurde. In einem Artikel-Update von 12:36 Uhr wurde zudem die Polizei so zitiert, die zwar Beleidigungen gegen Spahn bestätigte. Erkenntnisse einer Spuck-Attacke lägen allerdings gar nicht vor.
Die ganze Geschichte wurde also künstlich aufgebauscht. Jens Spahn wurde zwar beleidigt, aber zu einer Spuck-Attacke gibt es weder im besagten Video Hinweise, noch kann die Polizei diesen Vorfall bestätigen. Und Spahn selbst hat gar nicht davon gesprochen, dass er direkt angespuckt worden sei. Gegenüber der Rheinischen Post sagte er: "Sie funktionieren aber nur, wenn beide Seiten bereit sind, zuzuhören. Aber wenn geschrien, gespuckt und gepöbelt wird, geht's halt leider nicht."
Die Spuck-Attacke ist also mit den derzeitigen vorliegenden Fakten und Erkenntnissen sehr wahrscheinlich eine Fake News.