Podcasts sind die akustische Rückkehr zu den Wurzeln der Unterhaltung

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Der Siegeszug der Digitalisierung hat ein Unterhaltungsformat groß gemacht, das auf den ersten Blick etwas altertümlich wirkt. Podcasts lassen die Erinnerung an spannenden Radiogeschichten aus vergangenen Zeiten wieder aufleben. Das Paradebeispiel dafür, welche Kraft Radio früher entwickeln konnte, war ein berühmtes Hörspiel des späteren Oscar-Preisträgers Orson Welles.

Die fiktive Reportage über eine Invasion von Außerirdischen auf der Erde sorgte in New York bei Teilen der Bevölkerung für Panik, die die Satire für echt hielt. Ihr Schöpfer wurde mit dem Hörspiel weltberühmt. Heute hat das Radio als innovatives Medium ausgedient, Podcasts haben seine Rolle übernommen. Selbst der Streaming-Gigant Spotify arbeitet längst an einer eigenen Podcast-Strategie.

Fotoquelle: Jonathan Velasquez auf Unsplash

Massenphänomen Podcast

Podcasts haben in den letzten Jahren eine erstaunliche Entwicklung hingelegt. In einer Zeit, in der Bilder und Videos immer mehr das geschriebene Wort ablösen, erlebt das gesprochene Wort wieder eine Renaissance und lässt die Erinnerungen an die gute alte Radio-Zeit aufleben.

Eine aktuelle Untersuchung des Meinungsforschungsinstituts Edison Research und Triton Digital zeigt, dass unglaubliche 144 Millionen Amerikaner bereits einmal in ihrem Leben einen Podcast gehört haben. Davon alleine 90 Millionen im letzten Monat. Dieser Trend schwappt auch immer mehr nach Europa und Asien hinüber. Das beständige Wachstum bei Podcasts kommt zustande, weil es noch nie so einfach war, einen Podcast zu seinem Lieblingsthema zu finden und weil jeder sofort mit seinem eigenen Podcast starten kann. Den Themen, über die in den unzähligen Sendungen gesprochen wird, sind keine Grenzen gesetzt. Ob politische Diskussion, Lebenshilfe, Unterhaltung, Wissenschaft, Musik oder Technik. Zu beinahe allen Lebensbereichen wird fleißig produziert. Darunter finden sich auch ungewöhnliche Themen. Der deutsche Pokerprofi Felix 'xflixx' Schneider spricht in seinem Poker-Podcast „Grinding it UP!“ über Motivation, Inspiration und sein Leben als Pokerspieler. Dabei gibt er Nachwuchsspielern hilfreiche Tipps über die beste Strategie und das ideale Mindset, um erfolgreich spielen zu können. Bestsellerautorin Charlotte Roche hingegen zerrt in ihrem aufsehenerregenden Podcast "Paardiologie" nicht nur ihren Ehemann Martin Kess, sondern auch ihr Privatleben in die Öffentlichkeit. Darin spricht sie gewohnt offen über ihre Beziehung und schreckt auch vor irritierenden Details nicht zurück. Die beiden Beispiele zeigen, wie vielfältig die Szene in den letzten Jahren geworden ist. Erfolgreiche Podcasts verhelfen so auch Radiostationen, die diese senden, zu neuen Erfolgen. 

Boom in Südkorea

Den größten Anteil an Podcast-Fans hat übrigens Südkorea. Das wirtschaftlich hoch entwickelte Land in Asien hat bereits mehr als 58% seiner Bevölkerung zumindest einmal im letzten Monat an die Lautsprecher gebracht. Mit Spanien folgt ein europäisches Land in der Hitliste der größten Fans, noch vor Schweden. Die USA liegen auf Platz fünf, in Deutschland hat jeder Zehnte zumindest einmal im letzten Monat einen Podcast gehört. Die Zahlen sind beeindruckend, dem Wachstum waren bisher kaum Grenzen gesetzt.

Zehn Jahre Anlaufzeit

Die abonnierbaren Audiodateien gelten als das nächste Medium, dabei sind Podcasts alles andere als neu. Das Jahr 2004 gilt als ihr Geburtsjahr. Apple spielte mit seinem Store iTunes mal wieder den Vorreiter und nahm die ersten Podcasts bereits im Jahr 2005 in sein Programm mit auf. Dort fristeten sie eine Zeit lang ein Nischendasein, bevor sie vor wenigen Jahren hip wurden. Heute gibt es in Deutschland längst eine blühende Szene, die sich in einer eigenen Konferenz jährlich trifft und Erfahrungen austauscht.

Die „Subscribe“ im Funkhaus Köln lockte dieses Jahr mehr als 300 Podcaster an und bot ein breites Programm, das von Vorträgen, über Workshops bis hin zu Aufzeichnungen reichte. In ihrem zehnten Jahr ist die „Subscribe“ zu einem Fixpunkt für die deutsche Szene geworden. Dem Trend will nun auch ein Unternehmen aus Kopenhagen gerecht werden. Dessen Ziel ist gewaltig. Podimo möchte zukünftig nicht mehr und nicht weniger als „das Netflix für Podcasts“ sein. Mehr als sechs Millionen Euro an Startkapital aus Dänemark und Deutschland wurden bisher gesammelt. Der Start des ehrgeizigen Projektes soll im September dieses Jahres erfolgen.

Fotoquelle: Juja Han auf Unsplash

Ein Phänomen wird erwachsen

Podcasts sind einfach und günstig zu produzieren. Sie geben daher jedem, der möchte, die Gelegenheit, seine Sicht der Dinge zu veröffentlichen. Wer seine Themen spannend aufbereitet, kann sich ein treues Publikum „erspielen“. Podcasts laufen bevorzugt auf mobilen Geräten und werden gerne nebenbei angehört. Ihr Einfluss scheint enorm.
Untersuchungen belegen, dass mehr als 40% der Hörer von einem Podcast dazu inspiriert werden, neue Produkte zu kaufen. Da verwundert es nicht, dass die Industrie Lunte gerochen hat und den Trend in Zukunft verstärkt für sich nutzen möchte. Die Hörer wird es freuen, denn das Angebot an spannenden Podcasts wächst und wächst.