Für den Historiker Phillip Blom ist klar: die Probleme einer globalisierten Welt, werden wir alle gemeinsam auch nur global lösen können. Mit differenziertem Blick analysiert er strukturelle Verflechtungen von Vergangenheit und Gegenwart, immer in dem Bewusstsein, das systemische Gegebenheiten, nie isoliert zu betrachten sind. Von der Mikrobe, über den Menschen bis hin zu atmosphärischen Phänomenen steht alles miteinander in Wechselwirkung. Die größte Herausforderung unserer Zeit ist die Klimakatastrophe, für Blom in ihren gigantischen Ausmaßen von der Regenwaldabholzung bis zur Verschiebung des Getreidegürtels, ein Resultat unseres Fortschritts.
Doch wo sich die Problematiken des Klimawandels und die des kolonialen Erbes verschränken wird es kompliziert. Darf der Westen ein weiteres Mal in hegemonialen Ansprüchen verfangen, dem Rest der Welt diktieren wie er zu leben hat? Wer ist in welchem Maße Teil des Problems? Wo verwechseln wir Fortschritt mit Rückschritt? Wer muss wo auf was verzichten? Und ist Verzicht nicht auch die andere Seite von sich für etwas zu entscheiden?
Im Gespräch mit Gunnar Kaiser spricht Blom über den Ursprung des Wachstumsdrangs, den Wahnsinn die Natur unterwerfen zu wollen und warum wir eigentlich nur Tiere mit einer dickeren Lage Kultur sind. Blom konstatiert: die Klimakatastrophe ist nicht mehr aufzuhalten, es geht nur noch darum, wie wir ihre Ausmaße begrenzen und neue Überlebensmöglichkeiten finden. Und trotzdem gilt: Jeder transformative Wandel, birgt auch die Möglichkeit, dass es ein Wandel zum Guten ist.“