Millionenverluste einer Universität durch den Betrieb eines Pferdezentrums

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Pferdezentrum einer Universität, da wundert man sich schon, was im Hochschulbereich so alles möglich ist. Nun, im Rahmen ihrer akademischen Freiheit kann eine Hochschule die ausgefallensten Studiengänge anbieten. Ärgerlich wird es jedoch, wenn eine Hochschule sich auch wirtschaftlich betätigt und dabei Steuergelder in den Sand setzt, wie in dem nachfolgenden Fall:

Staatliche Hochschulen dienen nach den gesetzlichen Vorgaben der Pflege und Entwicklung von Wissenschaft und Kunst. Sie leisten Grundlagenforschung und bieten wissenschaftsbezogene Lehre zur beruflichen Vorbereitung an. Neben ihrem hoheitlichen Handeln betätigen sich Hochschulen in begrenztem Umfang auch wirtschaftlich. Beispielsweise forschen sie im Auftrag Dritter, vermieten ihre Immobilien, bieten Sport- und Weiterbildungskurse an oder betreiben Hochschulkliniken.

Eine Universität bot seit dem Wintersemester 2014/2015 den Bachelorstudiengang Pferdewissenschaften mit den Schwerpunkten pferdegerechte Ausbildung und Pferdezucht an ihrem Fachbereich Veterinärmedizin an. Die Vorlesungen fanden in der Klinik für Pferde auf dem Campus der Universität sowie in einem langfristig angemieteten Pferdezentrum statt. Die Anmietung hatte zuvor jahrelang leer gestanden. Zu dem Pferdezentrum gehörten eine Reithalle, zahlreiche Stallungen, diverse Pferdesportanlagen sowie Verwaltungs-, Seminar- und Büroräume. Weiterhin wurde eine Besamungs- und Embryotransferstation in dem Pferdezentrum eingerichtet.

Es entstanden Verluste in Höhe von 2,1 Millionen Euro      

In ihrem Businessplan aus dem Jahr 2013 führte die Universität aus, dass das Pferdezentrum nach Anlaufverlusten in Höhe von rund 210.000 Euro in den ersten beiden Jahren im dritten Jahr die Gewinnschwelle erreichen und in der Folge einen nachhaltigen und steigenden Überschuss erwirtschaften werde. Ab dem dritten Jahr, also ab 2016, erwartete die Universität jährliche Einnahmen allein für die Reproduktionsmedizin in Höhe von 300.000 Euro. Tatsächlich erzielte das Pferdezentrum seit Beginn seiner wirtschaftlichen Tätigkeit nur geringe Einnahmen. Die Verluste summierten sich nach und nach auf rund 2,1 Millionen Euro.      

Die finanziellen Erwartungen waren unrealistisch      

Die Universität ist beim Abschluss des langfristigen Mietvertrags für das Pferdezentrum von unzutreffenden Erwartungen ausgegangen. Dem Businessplan aus dem Jahr 2013 lagen falsche Annahmen für die Entwicklung des Pferdezentrums zugrunde. Die Prognose für die wirtschaftliche Entwicklung war unrealistisch, die zugrunde liegenden Annahmen bestätigten sich absehbar nicht. Die Notwendigkeit der Gründung des neuen Standortes war wegen der bereits bestehenden Klinik für Pferde auf dem Campus der Universität nicht gegeben. Alternativen, wie z. B. den Ausbau des bestehenden Standorts, hat die Universität nicht untersucht.      

Pferde wurden zu billig verkauft      

Die Universität war Eigentümerin von 39 Pferden, die sie im Pferdezentrum selbst gezüchtet oder im Wege von Schenkung oder Kauf erworben hatte. In den Jahren 2016 bis 2019 verkaufte sie 13 Ponys und sechs Pferde. Für elf dieser Ponys vereinbarte die Hochschule einen Verkaufspreis zwischen 75 und 300 Euro. Für die übrigen Ponys und die Pferde erzielte die Universität Verkaufserlöse zwischen 500 und 1.500 Euro. Wertgutachten vor dem Verkauf der Ponys und Pferde ließ die Universität nicht anfertigen. Dabei handelte es sich zum Teil um Sportpferde, die an verschiedenen Turnieren teilgenommen hatten.      

Die Universität verteidigt den Verkauf zu Schlachtpreisen      

Die niedrigen Verkaufspreise begründete die Universität damit, dass die Zucht der Pferde nicht unter dem Gesichtspunkt der Vermarktung betrieben worden sei. Der einzige reelle Verkaufspreis für Pferde sei der Schlachtpreis gewesen. Dabei ist es so, dass der Preis von Schlachttieren allenfalls ein Maßstab für die Wertbemessung von Pferden sein kann, die für die Fleischproduktion gehalten werden. Für Sportpferde gibt es dagegen einen Markt, der sich an anderen Maßstäben orientiert. Der tatsächliche Wert der hier in Rede stehenden Pferde lag daher weit über den in Rechnung gestellten Preisen.      

Das Pferdezentrum soll mittelfristig aufgegeben werden      

Die Universität hat eingeräumt, dass sich die Erwartungen aus dem Businessplan 2013 nicht erfüllt hätten und neben den kalkulierten Anlaufverlusten sich weitere Fehlbeträge ergeben hätten. Das Pferdezentrum werde nunmehr ausschließlich für veterinärmedizinische Behandlungen sowie für Zwecke der Lehre, Forschung und Nachwuchsförderung genutzt. Mittelfristig werde der Standort nicht mehr benötigt.

Weiterhin hat die Universität zugesagt, den Wert der noch vorhandenen Pferde feststellen zu lassen. Es ist nichts davon zu hören, dass die für das aufgelaufene Defizit Verantwortlichen in irgendeiner Form zur Rechenschaft gezogen werden. So ist das halt im öffentlichen Sektor, da kann man ohne persönliches Risiko die krassesten Fehlentscheidungen treffen, sagt verärgert

Ihr
Gotthilf Steuerzahler
www.krisensicherinvestieren.com

Dieser Text stammt aus dem kostenlosen Newsletter Claus Vogt Marktkommentar