Kurz‘ „Geheimnis“

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In Deutschland fragen sich viele politisch interessierte Menschen, wie es der österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) schaffte, bereits mit 31 Jahren österreichischer Bundeskanzler zu werden (nachdem er vorher schon Minister war) und sich nunmehr auch seit rund zwei Jahren vergleichsweise stabil an der Macht zu halten. Neben den hinlänglich bekannten und diskutierten Gründen (z.B. die Sehnsucht der ÖVP nach einem von vorhergehenden „Wirren“ unbelasteten Kandidaten) ist aus gut informierten Wiener Kreisen immer wieder zu erfahren, daß für den Erfolg maßgeblich nicht zuletzt auch Kurz‘ umfangreiche politische Erfahrungen (!) waren und sind.

Ein Polit-Neuling, heißt es dort immer wieder, benötige rund 10 Jahre praktischer Tätigkeit nahe der „politischen Front“, bis er oder sie genug Erfahrung gesammelt hat, um sich „ganz oben“ überhaupt behaupten zu können. Und so erstaunlich dies auf den ersten Blick klingt – genau diese zehn Jahre Erfahrung wies Kurz auf, als er 2013 das erste Mal Minister wurde. Zehn Jahre vorher (2003) war er mit nicht einmal siebzehn Jahren der „Jungen Volkspartei“ (JVP) beigetreten. Dort fiel er schnell dem Wiener ÖVP-Politiker Markus Figl auf, der neben anderen Kurz ab dann protegierte.

Kurz wurde dann also über Jahre gefördert und gefordert, wobei manche seiner Förderer aussagegemäß auch eigene Interessen durchaus hinten anstellten. Genau darin mag ein entscheidender Unterschied zur Förderung des politischen Nachwuchses in den deutschen Parteien liegen. Das Führungspersonal der Partei-Jugendorganisationen wird hierzulande (wie es jedenfalls oft zu beobachten ist) entweder „klein gehalten“ oder von älteren „Parteifreunden“ zur Herstellung eigener Mehrheiten ge- und befördert, wie es anläßlich der letzten Vorsitzendenwahl bei der CDU z.B. dem heutigen Partei-Generalsekretär Paul Ziemiak erging.

Natürlich war es auch in der JVP/ÖVP nicht so, daß es keine politischen Ränkespiele gegeben hätte, in die auch Kurz involviert war. Doch offenkundig ließen es seine Förderer aus Anstand oder politischer Weitsicht nicht zu, daß er dabei größeren Schaden nahm. So konnte Kurz ab Mitte Zwanzig in verschiedenen Regierungsfunktionen nicht nur mit seinem politischen Geschick und seiner Fähigkeit, Fettnäpfchen zu umgehen, brillieren, sondern auch mit einer für sein Alter kaum zu erwartenden politischen Erfahrung aufwarten. (tb)


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