EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU) dürfte in den letzten Wochen zeitweise die gewissermaßen „einsamste“ Frau Europas gewesen sein. Die Pharmaindustrie, die nationalen Regierungen und die meisten Medien lasteten ihr unisono die Hauptschuld am europäischen Impfdebakel an. Sieht man von den offenkundigen Versuchen mancher nationaler Politiker, mit Vorwürfen an von der Leyen ihre eigenen Hände in Unschuld zu waschen einmal ab, war die Kritik an ihr durchaus berechtigt.
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Intelligente Verträge Fehlanzeige
Die mit den Pharmaunternehmen für die Impfstofflieferung geschlossenen Verträge ließen tatsächlich viel zu lange auf sich warten und wurden allem Anschein nach ohne das Androhen von Vertragsstrafen bei nicht planmäßiger Erfüllung geschlossen. Jeder Kleinunternehmer, der am Markt überleben möchte, wird in der Regel hier „intelligentere“ Verträge schließen. In der Folge stockte der in Europa eingeplante Impfstoffnachschub, mancher Impftermin mußte vertagt werden. Daß das Verhalten der Impfmittelhersteller, auch das muß gesagt sein, offenbar nicht gerade dem Ebenbild eines ehrbaren Kaufmanns entspricht (man kassierte schließlich einiges an Entwicklungszuschüssen), läßt das diesbezügliche Versagen der EU noch deutlicher hervortreten, entschuldigt es aber nicht.
Die EU macht das, was sie am besten kann: Verbote und Kontrollen
Als das Dilemma immer offenkundiger wurde, besann man sich in der Europäischen Union auf das, was man „in Brüssel“ offenbar am besten kann: Man drohte mit Exportkontrollen und -verboten und hoffte, sich die weltweit begehrten Impfstoffe auf dem Verordnungsweg sichern zu können. Hierauf reagierte man nicht nur in Großbritannien allergisch, das in der „Impffrage“ die EU längst hinter sich gelassen hat, was britische EU-Gegner wiederum als Beleg für die Richtigkeit des Brexits anführen.
Von der Leyens Mission erinnert an Apollo 13
Ihrem Naturell entsprechend strotzte Frau von der Leyen bei ihrem „Start“ in der Europäischen Kommission nur so vor Selbstbewußtsein als sie ankündigte, Europa „transformieren“ zu wollen. Sie spielte damit auf die ehrgeizigen Pläne des früheren US-Präsidenten John F. Kennedy an, der Anfang der 1960er Jahre versprach, daß noch in jenem Jahrzehnt ein Amerikaner auf dem Mond stehen würde.
Mit Apollo 11 erfüllte sich dieses „Versprechen“ tatsächlich noch in 1969. Von der Leyens Mission erinnert derzeit aber eher an Apollo 13, wo das Raumschiff mit explodiertem Sauerstofftank einmal um den Mond trudelte, wobei die drei Astronauten nur mit viel Glück mit dem Leben davonkamen. (tb)
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