Gerry Weber galt lange Zeit als deutsches Vorzeige-Modeunternehmen. Doch die Konkurrenz schläft nicht. Besonders der Online-Handel, allen voran Zalando und Otto, machen es der Traditionsmarke, die bereits 1973 gegründet wurde, schwer. Zusätzlich wollen natürlich auch H&M, Zara sowie C&A und Primark ein Stück vom Kuchen abhaben. Da wundert es kaum, dass die Gewinne bei Gerry Weber seit Jahren zurückgehen. Das belastet den Aktienkurs, der mittlerweile über 80 % unter dem Rekordhoch aus dem Jahr 2014 liegt. Der tiefe Aktienkurs hatte zur Folge, dass die Aktie in diesem Jahr vom MDAX in den SDAX abgestiegen ist. Die Abwärtsspirale dreht sich damit fast unaufhaltbar weiter. Doch sie könnte jetzt zumindest unterbrochen werden. Aus einem einfachen Grund!
Auf mediale Berichterstattung achten!
Immer dann, wenn Nachrichtenportale, die sonst in ihrer täglichen Berichterstattung NICHT den Schwerpunkt auf Finanzen oder Aktien legen, den tiefen oder hohen Aktienkurs eines Unternehmens aufgreifen und eine reißerische Meldung dazu verfassen, ist Achtung und erhöhte Aufmerksamkeit geboten. Das war z.B. so, als DER SPIEGEL am 28.09.2016 auf der Startseite ganz oben titelte: "Albtraum Deutsche Bank". Zwei Tage später setzte die Aktie wie aus dem Nichts zu einer Rally an und stieg in wenigen Monaten um 85 %.
OK, das könnte Zufall gewesen sein. Nehmen wir ein anderes Beispiel: Die Lufthansa. Da war doch auch mal was mit Krise und so?! Am 11.10.2016 titelte wieder DER SPIEGEL: "Deutsche Fluggesellschaften in der Krise – Die Luft ist raus". Da sich die Anzahl der deutschen Fluggesellschaften damals schon an einer Hand anzählen lassen und die Lufthansa die größte war/ist, galt der Artikel also auch der Lufthansa. Zwei Tage vor diesem Artikel fiel der Aktienkurs auf fast 9 EUR und auf den tiefsten Stand seit Juli 2012. Etwas mehr als ein Jahr später ist bei der Lufthansa nichts mehr von einer Krise zu hören und der Aktienkurs stand mit über 30 EUR auf einem Allzeithoch.
Was hat das Ganze jetzt mit Gerry Weber zu tun?
Der FOCUS, nicht FOCUS Money, hatte sich jetzt am 16. Juni zum "Fall" Gerry Weber geäußert und mit "Der tiefe Fall von Gerry Weber: Warum das Geschäft mit Mode aus der Mode kommt" einen recht ausführlichen Artikel verfasst, der zwischenzeitlich sogar auf der Startseite ganz ob stand. Hier wird abgehandelt, wie es zum tiefen Fall bei Gerry Weber kommen konnte. Egal, was die Gründe auch sind, Gerry Weber könnte damit jetzt reif für eine größere Gegenbewegung sein.
Simple Charttechnik
Diese These wird auch von der Charttechnik im langfristigen Monats-Chart gestützt. Hier ist besonders die grüne Unterstützungslinie, die im März 2002 beginnt, von entscheidender Bedeutung!
Hier gab es nach dem jüngsten Gewinneinbruch und mit 6,11 EUR – dem tiefsten Stand seit September 2005 – eine erste kleine Reaktion, die jetzt in eine größere Erholungsbewegung münden könnte. Sofern jetzt die Marke von 6 EUR nicht mehr unterschritten wird, hat Gerry Weber die Chance die rote langfristige Widerstandszone zwischen ca. 9,60 und 13,30 EUR abzuarbeiten. Auch der RSI, der aktuell bei 27,5 steht und zudem noch eine auffällige positive Divergenz zeigt, deutet auch eine anstehende Erholung hin. Es passt damit also derzeit alles zusammen. Gerry Weber könnte es also der Deutsche Bank und der Lufthansa nachmachen und wie "aus dem Nichts" beginnen zu steigen.
Offenlegung gemäß §34b WpHG wegen möglicher Interessenkonflikte: Der Autor ist in dem besprochenen Wertpapier derzeit nicht investiert. Die bereitgestellten Informationen spiegeln lediglich die persönliche Meinung des Autors wider, stellen keine Anlageberatung oder Aufforderung zu Wertpapiergeschäften dar und können eine individuelle anleger- und anlagengerechte Beratung nicht ersetzen.
Viele Grüße,
Ihr Robert Schröder