Die nordrhein-westfälische Fernuniversität betreut überwiegend Studenten, die in anderen Bundesländern wohnhaft sind. Die anderen Bundesländer beteiligen sich aber – mit einer Ausnahme – nicht an der Finanzierung der Hochschule. Auch für Studenten im Ausland entstehen der Fernuniversität Kosten, für die letztlich der nordrhein-westfälische Steuerzahler aufkommen muss.
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Die 1974 gegründete Fernuniversität in Hagen ermöglicht ein Studium mit regulärem akademischen Abschluss im Wege des Fernstudiums. Das Studienangebot umfasst Bachelor-und Masterstudiengänge. Die Fernuniversität hat fünf Fakultäten, die größte ist die Fakultät für Wirtschaftswissenschaft. An der Anzahl der Studenten gemessen, ist die Fernuniversität mit derzeit über 75.000 Studenten die größte Hochschule Deutschlands.
Bei der Fernuniversität handelt es sich um eine öffentlich-rechtlich verfasste Universität, die den Regelungen des nordrhein-westfälischen Hochschulgesetzes unterliegt. Ihre Finanzierung erfolgt überwiegend durch Zuschüsse des Landes sowie in geringem Umfang aus Entgelten und Gebühren. Im Jahr 2019 beliefen sich die vom Land Nordrhein-Westfalen bereitgestellten Mittel auf 86 Millionen Euro. Die Kosten der Fernuniversität pro Student in Deutschland liegen bei rund 63 Euro, für Studenten im Ausland sind sie deutlich höher.
Nur 30 Prozent der Studenten wohnen in Nordrhein-Westfalen
Die Fakultäten stellen den Studenten Studieninhalte in vielfältiger Form zur Verfügung. Neben den gedruckten und digitalen Lehrmaterialien können die Studenten Lehrveranstaltungen in den 13 Regionalzentren nutzen. Bei den Regionalzentren handelt es sich um Kontaktstellen zwischen der Hochschule und den Studenten, die an verschiedenen Orten innerhalb und außerhalb Nordrhein-Westfalens unterhalten werden. Von den über 75.000 Studenten sind nur 30 Prozent den Regionalzentren in Nordrhein-Westfalen zugeordnet. Über 60 Prozent werden durch Regionalzentren in anderen Bundesländern betreut, für den Rest sind Regionalzentren außerhalb Deutschlands zuständig. Für ihre Regionalzentren entstehen der Fernuniversität Kosten in Höhe von mehr als 4,7 Millionen Euro pro Jahr.
Die anderen Bundesländer profitieren von der Fernuniversität
Ein Gutachter hat jetzt darauf hingewiesen, dass die anderen Bundesländer durch die Angebote der Fernuniversität finanziell entlastet werden; sie müssen weniger Studienplätze in ihren eigenen Hochschulen vorhalten. Anders als bei Präsenzhochschulen, die Studenten aus anderen Bundesländern aufnehmen, besteht insoweit kein Gegenseitigkeitsverhältnis. Mit Ausnahme von Bayern leisten die anderen Bundesländer keinen finanziellen Beitrag zum Betrieb der Fernuniversität oder ihrer Regionalzentren. Bayern stellte die Infrastruktur für das Regionalzentrum München kostenlos zur Verfügung und zahlte einen Betrag von 110.000 Euro. Auch der Bund trägt zur Finanzierung der Fernuniversität trotz deren bundesweiten Wirkens nichts bei.
Schließung der Regionalzentren außerhalb Nordrhein-Westfalens?
Der Gutachter hat daher empfohlen, gegenüber den anderen Ländern und dem Bund eine Beteiligung an der Finanzierung der Fernuniversität einzufordern. Soweit eine derartige Mitfinanzierung in absehbarer Zeit nicht realisiert werden kann, sollten die Regionalzentren außerhalb von Nordrhein-Westfalen geschlossen werden. Die Fernuniversität hat darauf hingewiesen, dass es seit kurzem rechtlich möglich sei, eine Gebühr für die Kosten der Regionalzentren von den Studenten zu erheben. Diese Gebühreneinnahmen würden die Kosten der Regionalzentren jedoch voraussichtlich nicht in Gänze decken. Die Fernuniversität hat der Einschätzung des Gutachters zugestimmt, dass insoweit die Finanzierung der Regionalzentren durch den Bund und die Länder anzustreben sei. Eine Schließung der Regionalzentren sei für die Fernuniversität hingegen keine Option.
Regionalzentren in Österreich und in der Schweiz
Außerhalb Deutschlands hat die Fernuniversität ein Regionalzentrum in Österreich eingerichtet. Die Kosten für dieses Zentrum werden weitestgehend durch österreichische Stellen getragen. Weiterhin unterhält die Fernuniversität für die Betreuung von rund 900 Studierenden in der Schweiz ein Regionalzentrum in Zürich. Die Kosten der Fernuniversität pro Student in der Schweiz liegen bei rund 141 Euro pro Jahr. Der Gutachter hat darauf hingewiesen, dass die Schweiz vor einiger Zeit eine eigene Fernuniversität errichtet habe, das Regionalzentrum in Zürich sollte daher geschlossen werden. Die Fernuniversität verteidigt sich damit, dass sie die Kosten des Regionalzentrums in Zürich bereits auf ein Minimum reduziert habe.
Der nordrhein-westfälische Landtag muss jetzt entscheiden
Die Finanzierung der Regionalzentren in der Schweiz und in Ungarn durch das Land Nordrhein-Westfalen fügt sich nahtlos ein in die weitverbreitete Tendenz der deutschen Politik, im Ausland Gutes zu tun, zulasten der heimischen Steuerzahler. Besonders absurd erscheint im vorliegenden Fall die Finanzierung des Regionalzentrums in Zürich, da die Schweiz ja deutlich wohlhabender ist als das von Strukturschwäche geplagte Bundesland Nordrhein-Westfalen.
Der Landtag in Düsseldorf ist jetzt mit dem Thema Fernuniversität befasst. Es bleibt zu hoffen, dass die Parlamentarier sich wenigstens den Schließungsvorschlägen für die ausländischen Regionalzentren anschließen werden. Aber Deutschland rettet bekanntlich ja die ganze Welt, da kommt es wahrscheinlich auf die hier in Rede stehenden Ausgaben auch nicht mehr an, sagt verzweifelt
Ihr
Gotthilf Steuerzahler
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Dieser Text stammt aus dem kostenlosen Newsletter Claus Vogt Marktkommentar.