Bei jeder Gelegenheit lästert Guido Reil über die angebliche "Brüsseler Dekadenz". Dabei sitzt Reil nach der Europa-Wahl selbst in dem Parlament, das seine Partei – die AfD – abschaffen will. Reil sagt, er wolle "Sand im Getriebe" sein. Tatsächlich will die AfD die EU drastisch beschneiden. Sie sucht europaweit Verbündete für eine rechtspopulistische Allianz.
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EU-Parlament abschaffen, in dem die AfD jetzt arbeitet?
AfD-Mann Reil gibt sich gern kumpelhaft. Er gefällt sich als „Anwalt des kleinen Mannes“, wettert im Ruhrgebietsslang gegen Eliten, Establishment und die SPD. 26 Jahre war er bei den Sozialdemokraten, bis er 2016 wegen der Flüchtlingspolitik medienwirksam zur AfD wechselte. Die Rechtspopulisten setzten den Bergmann auf Listenplatz 2 für die Europawahl, gleich hinter Parteichef Jörg Meuthen. Reil scheint gut fürs Image. Er ist unterhaltsam, gern gesehener Redner bei AfD-Veranstaltungen – ein „Popstar der Populisten“? Zumindest auf ersten Blick.
AfD ohne politische Visionen
Solange Reil gegen die angebliche „Klimahysterie“ und „Gender-Sternchen“ polemisieren kann, ist er obenauf. Bei Nachfragen zum AfD-Wahlprogramm tun sich bei ihm allerdings Wissenslücken auf. „Guido Reil“, sagt der EU-Parlamentarier Jens Geier von der SPD, „hat keine politische Vision.“ Tatsächlich arbeiten andere aus der AfD an Strategie und Netzwerk im EU-Parlament.
Reportage (D 2019, 30 Min)