In Stuttgart und Köln werden 2019 die Innenstädte für hunderttausende Pendler zu Sperrzonen, in Essen mit der A40 sogar eine der wichtigsten Autobahnen des Ruhrgebiets. Der Diesel ist zum Schmuddelkind der Nation geworden. Nahezu 13.000 vorzeitige Todesfälle jährlich gingen in Deutschland auf das Konto des Diesels, behauptet die Deutsche Umwelthilfe. Mit diesem Szenario vor Augen erstreitet sie vor Gericht zurzeit ein Fahrverbot nach dem anderen. Nirgendwo sind die Grenzwerte für Stickstoffdioxid so streng wie hierzulande: Während in den USA 100 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft erlaubt sind, schlägt die EU schon ab 40 Mikrogramm Alarm. Welche Rolle dabei der Straßenverkehr spielt, ist keineswegs so klar, wie es scheint. In Oldenburg wurden jüngst Höchstwerte verzeichnet – dabei waren wegen eines Marathons sämtliche Straßen für Autos und Lkw gesperrt.
Auch die Folgen für die Gesundheit sind unter Wissenschaftlern umstritten. Während Umweltschützer auf Studien der Weltgesundheitsorganisation verweisen, halten Lungenfachärzte wie Prof. Martin Hetzel von der Lungenfachklinik in Stuttgart die vergiftete Debatte für "reine Panikmache". Der ehemalige Präsident der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie, Prof. Dieter Köhler, gibt ihm recht: "Zigarettenrauch und Adventskerzen sind viel schlimmer". Das Beispiel Hamburg zeigt zudem, dass Fahrverbote nicht unbedingt eine schnelle Lösung sind. Zwei Monate nach Einführung des bundesweit bislang einzigen Fahrverbots sind die Messwerte in diesen Straßen nicht gesunken, sondern gestiegen. Die Deutsche Umwelthilfe zeigt sich von alldem unbeeindruckt und hatte sogar Beugehaft für den bayrischen Ministerpräsidenten Markus Söder oder seinen Umweltminister beantragt, weil der Freistaat trotz rechtkräftigen Urteils ein Fahrverbot in München verweigert. Zwölf Millionen Dieselfahrer sind verunsichert. Ihre Wagen wurden vor wenigen Jahren als "supersauber" beworben. Jetzt verlieren sie von Tag zu Tag an Wert.
Quelle: Die Wahrheit kommt ans Licht / ARD.de