CSD Berlin 2023: „Ich habe gerade eine Anzeige kassiert von einer Minderjährigen!“

von , 01.08.2023, 00:21 Uhr

Seit 1979 gibt es den Christopher Street Day (CSD) als Fest-, Gedenk- und Demonstrationstag von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgendern und Intersexuellen. Im Zeichen der Regenbogenfahne, die für Akzeptanz und Toleranz steht, tanzten in Berlin 100.000-de Aktivisten ausgelassen, hatten Spaß und taten das, was sie gerne tun und lange nicht tun durften.

Einige Teilnehmer am 27. Juli 2023 nahmen es mit dem Respekt, den sie gerne und viel von anderen einfordern, jedoch nicht allzu genau, schlugen über die Stränge und bewegten sich rechtlich auf sehr dünnem Eis. Und das vor laufender Kamera.

Diese Art Paraden von Paradiesvögeln, die zum Teil ihre Fetische offen zur Schau stellen und mitunter auch ungeniert komplett nackt auf herumlaufen, gefallen naturgemäß nicht jedem Beobachter. Anfeindungen und körperliche Angriffe auf diese sogenannten queeren Menschen sind mittlerweile an der Tagesordnung. Das ist grundsätzlich zu verurteilen.

„Sie dachte, ich wollte sie schänden.“

Doch auch die Teilnehmer selbst nehmen es mit dem Respekt und dem Anstand nicht immer allzu genau und machen sich unter Umständen sogar selbst strafbar, weil sie die Intimsphäre ihrer Mitmenschen nicht respektierten.

Die Youtuberin eingollan hat auf ihrem Kanal zwei Videos hochgeladen, die zeigen, dass auch auf dem CDS nicht alles eitel Sonnenschein ist und die Übergriffe nicht immer von Außen von bösen Hatern kommen, die die Regenbogenfahne am liebsten brennen sehen wollen.

CSD DRAMA Teil 1

„Ihr dürft euch alle anfassen, hier auf dem Boot ist das erlaubt, aber draußen am Land kann das zu einer Anzeige führen.

Ich hab grad ne Anzeige kassiert von einer Minderjährigen, weil ich ihr ganz vorsichtig am Hintern so’n Klapps gegeben hab.

Ich dachte, das sei eine vom Boot, aber sie hat überhaupt keinen Spaß verstanden und sie dachte, ich wollte sie schänden.

Mit Frauen habe ich leider noch nicht so viel am Hut.“

Die Person, die sich in dem Video äußert, soll laut eingollan die Drag Queen Mataina Awisus (Martin Amisus) sein. An dieser Stelle kann das jedoch natürlich nicht verifiziert werden. Allein die Tatsache, dass die Stimme der Person öffentlich zugibt, eine Minderjährige de facto sexuell belästigt zu haben, lässt aber tief blicken.

Dieser Person scheint keinerlei Unrechtsbewusstsein zu haben. Zudem scheint er/sie das Ganze als Spaß zu sehen. Respekt? Fehlanzeige! Akzeptanz? Fehlanzeige! Toleranz? Fehlanzeige!

Es wird aber noch „besser“.

CSD: „Ich geh ihm gleich mal an die Eier“

CSD DRAMA Teil 2

Im zweiten Video fasst sich ein Mann in Frauenkleidern direkt und offensiv in seinen breitbeinigen Schritt und reibt diesen demonstrativ. Ihm/ihr ist offenbar bewusst, dass er/sie in diesem Moment gefilmt wird. Danach fragt er/sie den Kameramann von eingollan, ob der denn nicht mal sein T-Shirt hochmachen kann.

In der nächsten Szene dann ein verbaler sexueller Übergriff auf den Kameramann: „Ich geh im gleich mal an die Eier.“ Dabei lacht der Mann. Er sieht offenbar nicht, dass er in diesem Moment alles zurücklässt, wofür der CSD steht.

Fairerweise muss man sagen, dass die zweite Person, die sich selbst als Stella Destroy vorstellt, deeskalierend zwischen die beiden stellt. Ihr/ihm scheint die Situation etwas unangenehm zu sein. Ihren/seinen Begleiter nennt sie selbst Fummel-Transe und sie sagt dem Kameramann, dass er sein T-Shirt nicht hochziehen. Und er/sie, also Mataina Awisus, würde immer irgendwelche Menschen befummeln.

Respektlos auf einer Demo für mehr Respekt

Was würden Sie tun, wenn in der Öffentlichkeit derart angegangen werden und der ganze Vorfall sogar noch filmisch festgehalten wurde? Richtig, zur Polizei gehen und Anzeige erstatten. Ob das in diesem Fall vom besagten Kameramann getan wurde, ist nicht bekannt.

Der Fall zeigt aber eindrücklich, dass die queere Szene keineswegs frei von Schuld und Fehlern ist. Wie man sich so taktlos und fast schon eklig in der Öffentlichkeit geben kann, erschließt sich dem Autor nicht. 365 Tage im Jahr die Regenbogenfahne schwingen und sich dann auf ein ganz niederes Niveau begeben. Ja, auch das ist der CSD. Aber wehe, das wird groß öffentlich, dann ist man ganz schnell der homophobe Hetzer. Weil nicht sein kann, was nicht sein darf …

Redaktion

Die Redaktion von Nachrichten-Fabrik.de veröffentlicht eigene Beiträge zu Finanzen, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Aber auch Gastbeiträge und Pressemitteilungen werden an dieser Stelle veröffentlicht.


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