Während man in Europa über Industriepolitik überwiegend nur spricht, wird sie in und von den USA praktiziert. Dabei ist der Name des jeweiligen Präsidenten praktisch austauschbar – es zählen der langfristige Plan und die gewünschten Ergebnisse. Ein wichtiger Bereich ist dabei die – nennen wir sie einmal so – „digitale Welt“, der Wirtschaftsbereich mit den in Zukunft aller Voraussicht nach größten Wachstumsraten.
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Und genau hier haben die USA und die Volksrepublik China längst ihre „Claims“ abgesteckt. Wenn US-Präsident Donald Trump in den letzten Jahren immer wieder einmal mit giftiger Rhetorik gegen Peking vorging, ereiferten sich die Chefs der großen US-amerikanischen Digitalfirmen zwar pflichtgemäß – doch hinter vorgehaltener Hand frohlockten sie: der von Trumps Worten induzierte, neue Ost-West-Konflikt (in diesem Fall mit China statt der Sowjetunion) zwang und zwingt die westlichen Staaten, sich hinter die Digitalfirmen ihrer Hemisphäre zu stellen. Und diese sind nun einmal mehrheitlich US-amerikanischen Ursprungs.
Zwei digitale Machtsphären entstehen
Hierzu zählt auch das von der US-Führung angestrebte Verbot der chinesischen Videoplattform Tik-Tok. Es ist eine schlichte Eindämmungspolitik, die im Westen nur die Quasi-Monopolstellung von „Google & Co.“ zementiert und die damit für diese besser ist als es jedes Konjunkturprogramm nur sein könnte. Für die Zukunft werden auf diese Weise zwei digitale Machtsphären angestrebt. Wer „im Westen“ eine Warenbestellung per Internet erledigen möchte, wird dann kaum mehr um Amazon oder einen seiner Ableger herumkommen. In Chinas Machtbereich wird Alibaba eine praktisch ebenso starke Stellung genießen.
Facebook-Sperrung in China hilft WeChat
Im Medienbereich im weitesten Sinne sind dann für den Westen Google und Facebook zu nennen. Daß Facebook in China gesperrt ist, hilft wiederum der dort dominierenden sozialen Plattform WeChat, die zu dem Internetkonzern Tencent gehört. In den USA ärgert man sich beim führenden Hardwarehersteller Apple vor allem über die vom Huawei-Konzern ausgehende Konkurrenz. Ohne die von dort ausgehende Spionagegefahr unterschätzen zu wollen, ist jedes Zurückdrängen dieses Konzerns von den US-amerikanischen und europäischen Märkten die wahrscheinlich effizienteste Absatzhilfe für Apple. Doch das wird sich aus keinem Geschäftsbericht herauslesen lassen …
Europa zwischen den Digital-Duopol-Fronten
Ähnlich verhält es sich mit der Internet-Suchmaschine Google und dessen chinesischem Pendant Baidu. Die Aufteilung der Welt in ein Google- und ein Baidu-Imperium wäre für beide Konzerne von großem Vorteil, wenngleich dies natürlich bei Google niemand offiziell bestätigen möchte. Im Digitalbereich droht der Welt damit ein US-amerikanisches/chinesisches Duopol. Für die europäischen Firmen gibt es darin – von kleinen, aber lukrativen Nischen einmal abgesehen – keinen Raum mehr. (tb)
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