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„Die Wohlstandsvernichter“ – Umverteilung als Folge der Geldpolitik
DIE GELDPOLITIK SETZT EINE SKANDALÖSE UMVERTEILUNG IN GANG – MIT UNLIEBSAMEN FOLGEN Auf einem unserer Krisensicher-Investieren-Lesertreffen in Berlin konnten wir als Gastredner Prof. Gunther Schnabl gewinnen, der seit 2006 den Lehrstuhl für Wirtschaftspolitik und internationale Wirtschaftsbeziehungen an der Universität Leipzig innehat und dort das Institut für Wirtschaftspolitik leitet. Neben seiner Professur ist Schnabl unter anderem im wirtschaftspolitischen Ausschuss des altehrwürdigen »Vereins für Socialpolitik« tätig und ebenso wie Claus Vogt, der Autor des vorliegenden Buches, Mitglied der »Friedrich A. von Hayek Gesellschaft«, die sich in Verbindung mit der Friedrich-August-von-Hayek-Stiftung für eine freie Gesellschaft der Förderung von klassisch-liberalen Ideen im Sinne von Hayek verschrieben hat. Prof. Schnabl ist ein ausgewiesener Experte für Geldtheorie und ein profunder Kenner des Zentralbankwesens. Mit seiner deutlichen Kritik am Kurs der modernen Geldpolitik hält er auch in der Öffentlichkeit nicht hinter dem Berg. Er kann getrost als einer der renommiertesten deutschsprachigen Kritiker der unseriösen Geld- und Staatsschuldenpolitik bezeichnet werden. Als Mitglied der Hayek-Gesellschaft ist er natürlich ein überzeugter Verfechter der Freiheit und der untrennbar damit verbundenen Marktwirtschaft. Im Folgenden werden wir Ihnen einige der wichtigsten Aspekte seines Vortrags vorstellen, die sich perfekt mit den Ergebnissen unserer Analysen decken. Für Sie als Anleger und steuerzahlende Bürger Europas sind diese Erkenntnisse von großer Bedeutung. WUNSCH UND WIRKLICHKEIT DER WÄHRUNGSUNION Zunächst rekapitulierte Schnabl die Ziele, die von der Politik mit der Einführung des Euro erreicht werden sollten, und stellte sie den bisherigen Ergebnissen gegenüber. Als die Europäische Währungsunion im Jahr 1991 in Maastricht auf den Weg gebracht wurde, verbanden Politiker und die Ökonomen, die sie berieten, ganz konkret die folgenden Erwartungen mit diesem überehrgeizigen Projekt: 1. Ein Europa ohne Wechselkursschwankungen sollte geschaffen werden. 2. Der Handel sollte erleichtert werden und zusätzliche Produktivitätsgewinne sollten entstehen, die wiederum den Wohlstand mehren sollten. 3. Integrierte Kapitalmärkte sollten für Stabilität sorgen. 4. In ganz Europa sollte die Geldentwertung gering sein. 5. Der Euro sollte neben dem Dollar als Weltwährung fungieren. Mit diesen hehren Zielen wurde der Euro den Völkern Europas schmackhaft gemacht. Wir möchten hinzufügen, dass das Ganze dann noch mit der Floskel von der angeblich friedensstiftenden Wirkung einer Gemeinschaftswährung garniert wurde, die seither gebetsmühlenartig in europäischen Sonntagsreden beschworen wird. Gemessen an diesem Zielkatalog zeigt sich heute folgendes Bild: Zu 1.: Die Wechselkursstabilität wurde durch die Einführung des Euro erreicht, steht aber auf tönernen Füßen. Diese Tatsache ist nicht zu leugnen, da der Zerfall der Währungsunion nur durch massive Manipulationen der Europäischen Zentralbank verhindert wird und ohne diese Eingriffe längst stattgefunden hätte. Sobald die Währungsunion zerbricht, wird es bei den dann wieder eingeführten Währungen der relativ schwachen und wenig wettbewerbsfähigen Länder schlagartig zu Abwertungen in der Größenordnung von 25 bis 50 Prozent kommen. Zu 2.: Die Produktivitätsgewinne sind auf ein historisch niedriges Niveau gesunken. Das Wirtschaftswachstum ist anämisch. Der Wohlstand stagniert oder sinkt sogar. Bezogen auf dieses für die Bevölkerung sicherlich wichtigste Ziel ging der Schuss also eindeutig nach hinten los. Zu 3.: Von den Kapitalmärkten gehen heftige Krisen aus. Die Krise des Jahres 2008 führte das gesamte Banken- und Finanzsystem an den Rand des Abgrunds. Der Zusammenbruch konnte nur durch massive, unkonventionelle geldpolitische Eingriffe und das Anhäufen riesiger zusätzlicher Schuldenberge verhindert werden. Gleichzeitig war die weltweite Rezession, die durch diese Krise ausgelöst wurde, die schlimmste seit der Weltwirtschaftskrise der 1930er-Jahre. Einige südeuropäische Länder haben seither bereits weitere Rezessionen durchlaufen, und das Platzen der aktuellen Spekulationsblasen wird für noch gewaltigere Turbulenzen sorgen. Zu 4.: Die offizielle Geldentwertung ist in ganz Europa niedrig. Dieses Ziel wurde also erreicht, jedenfalls unter Verwendung offizieller Zahlen. Nun ist die Geldentwertung aber auch im Rest der Welt ähnlich niedrig. Das deutet darauf hin, dass diese Entwicklung nicht auf die Währungsunion zurückzuführen ist. Zu 5.: Der Euro verliert als Weltwährung gegenüber dem Dollar an Boden. Die Schwachpunkte der Währungsunion werden immer offensichtlicher. Deshalb ist der Euro kein ernstzunehmender Konkurrent für den Dollar. DER EURO IST GESCHEITERT Wie Sie an dieser Gegenüberstellung und unseren Kommentaren dazu sehen, muss das Euro-Projekt im Sinne einer objektiven Bewertung der Ergebnisse in Bezug auf die angestrebten Ziele als gescheitert bezeichnet werden. Dieses Urteil gilt auch in Bezug auf die angeblich friedensstiftende Wirkung der Gemeinschaftswährung. Denn die Spannungen zwischen den momentanen Euro-Gewinnern und Verlierern haben ein für die Nachkriegszeit großes Ausmaß erreicht und nehmen offenbar weiter zu. Das Urteil gilt aber auch im Innern der einzelnen Mitgliedsländer, wo eine starke politische Radikalisierung stattgefunden hat. Dazu später mehr. Trotz dieses offensichtlichen Scheiterns ist die Politik aber noch immer nicht dazu bereit, die Konsequenzen zu ziehen und das fehlgeschlagene Experiment abzubrechen. Stattdessen verkündet nicht zuletzt EZB-Präsident Mario Draghi die Parole: »Weiter so um jeden Preis!«. Die Folgen dieser uneinsichtigen Haltung gehen weit über die Finanzmärkte hinaus und sind ein Forschungsschwerpunkt Schnabls. ES GIBT KAUM NOCH PRODUKTIVITÄTSGEWINNE Kommen wir nun noch einmal ausführlicher auf den zweiten Punkt dieser Liste zurück, also auf Produktivität und Wohlstand. Da die Produktivität die maßgebliche Einflussgröße für das Wirtschaftswachstum ist und damit auch für den Wohlstand der Bevölkerung, kommt dieser Kennzahl eine ganz entscheidende Rolle zu. Sie gibt Auskunft darüber, ob es uns wirtschaftlich im Durchschnitt besser oder schlechter geht, ob der zu verteilende Kuchen größer wird oder womöglich schrumpft. Wie Sie auf dem folgenden Chart sehen, hat die Produktivität deutlich abgenommen, und das nicht nur in Deutschland (und anderen europäischen Ländern), sondern auch in den USA und Japan. Wie Schnabl überzeugend gezeigt hat, ist einer der wichtigsten Gründe dieser Entwicklung die ultralaxe Geldpolitik der vergangenen Jahre, die auf vielfältige Weise für einen Rückgang der Produktivität sorgt, wie wir Ihnen im Folgenden darlegen. GELDPOLITIK VERHINDERT KREATIVE ZERSTÖRUNG Die unseriöse Geldpolitik der vergangenen Jahre verhindert den marktwirtschaftlichen Erneuerungsprozess, für den der Ökonom Josef Schumpeter den treffenden Begriff »kreative Zerstörung« geprägt hat. Statt kreativer Zerstörung erhält und zementiert die lose Geldpolitik überkommene und wenig wettbewerbsfähige ökonomische Strukturen. Private Investitionen gehen zurück und werden durch öffentliche Investitionen bzw. durch Konsum ersetzt. Die immensen Kosten der unkontrollierten Flüchtlingsströme nach Deutschland sind ein hervorragendes Beispiel dieses Prozesses, da es sich dabei um öffentliche Ausgaben handelt, die überwiegend in den Konsum fließen. Der hochqualifizierte syrische Softwareingenieur, der kürzlich im deutschen Staatsfernsehen als Beispiel für eine gelungene Integration gezeigt wurde, ist leider eine seltene Ausnahme. Das Gros der Einwanderer ist erheblich geringer qualifiziert als die bereits hier lebende Bevölkerung, das gilt vor allem in den relevanten Altersgruppen. Wann immer das der Fall ist, schaffen die Neubürger keinen Wohlstand, sondern verbrauchen bereits vorhandenen. GELDPOLITIK ERZEUGT ZOMBIE-UNTERNEHMEN Im Bankensektor sorgt die kurzsichtige Geldpolitik für die Entstehung von Zombie-Banken, da die Nullzinspolitik das traditionelle Geschäftsmodell der Banken zerstört, das vom Zinsüberschuss lebt. Je niedriger das Zinsniveau ist, desto geringer fallen die Zinsmargen der Banken aus. Darüber hinaus nimmt auch noch die Kreditnachfrage der Unternehmen ab, da diese durch die Käufe von Unternehmensanleihen seitens der EZB direkt subventioniert werden. Das hat in den Industrienationen zu der grotesken und Wachstum hemmenden Situation geführt, dass der Unternehmenssektor insgesamt Ersparnisse bildet, anstatt Kredite aufzunehmen, um zu investieren. Es entstehen jedoch nicht nur Zombie-Banken, sondern auch andere Zombie-Unternehmen, also unprofitable Firmen, die nur durch extrem günstige Kredite am Leben erhalten werden. Laut Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) hat der Anteil der Firmen dieser Art seit dem Jahr 2007 bis heute von 5,5 Prozent auf 10,5 Prozent aller börsengehandelten Unternehmen der Industrienationen zugenommen. Unter Wettbewerbsbedingungen müssten diese Firmen Platz für Neues schaffen. GELDPOLITISCHE UMVERTEILUNGSEFFEKTE Prof. Gunther Schnabl stellte bei unserem Lesertreffen eine ganze Reihe skandalöser Umverteilungseffekte dar, die allesamt durch die ultralaxe Geldpolitik der Zentralbanken ausgelöst werden: 1. Von Privat zum Staat: Die finanzielle Repression der Nullzinspolitik führt zu entgangenen Zinsen des Privatsektors, während der hochverschuldete Staat kaum noch Zinsen zahlen muss. Hinzu kommt die unter der Geldentwertung liegende Realverzinsung, auf die die Bürger auch noch Steuern abführen müssen und die im Privatsektor zu realen Vermögensverlusten führt. 2. Vom Unternehmenssektor zum Finanzsektor: Der 1755 erstmals beschriebene Cantillon-Effekt besagt, dass neu geschaffenes Geld bei denjenigen Unternehmen oder Sektoren, denen es zuerst zufließt, für Wohlstandseffekte auf Kosten der anderen sorgt. Darüber hinaus profitieren Teile des Finanzsektors von der Vermögenspreisinflation in Form von Spekulationsblasen, während der Unternehmenssektor unter stagnierender Nachfrage leidet. 3. Von Arm zu Reich: Die Vermögenspreisinflation macht die Eigentümer großer Immobilien– und Aktienpakete reicher, während der kleine Mann leer ausgeht und als Sparer unter der finanziellen Repression zu leiden hat. 4. Von Jung zu Alt: Die Einstiegsgehälter sinken, Zeit- und Teilzeitarbeit nehmen zu. Zusätzlich sinken die Rentenansprüche junger Menschen, während ihre Lebensarbeitszeit steigt. 5. Von kleinen zu großen Finanzinstituten und Unternehmen: Wer groß genug ist, um sich direkt über die von der Zentralbank subventionierten Kapitalmärkte zu finanzieren, hat einen Wettbewerbsvorteil gegenüber den Kleinen, die sich über Banken finanzieren müssen. 6. Von der wirtschaftlichen Peripherie zu den Zentren: Konzentrationsprozesse im Unternehmenssektor führen zu ökonomischem Ödland anstelle von blühenden Landschaften. 7. Vom Norden der EU in den Süden der EU: Die Anleihen-Kaufprogramme der EZB und die TARGET-Salden bewirken eine gewaltige Umverteilung von den stärkeren zu den schwächeren Ländern der EU. POLITISCHER EXTREMISMUS NIMMT ZU Abschließend stellte Schnabl noch einen weiteren wichtigen Punkt heraus, der wiederum eine typische Konsequenz zunehmender Verteilungskämpfe um einen nicht mehr wachsenden, sondern sogar schrumpfenden Kuchen ist und damit ebenfalls eine Folge der unseriösen Geldpolitik: Der politische Extremismus nimmt zu. Die folgende Grafik zeigt Ihnen den Zusammenhang zwischen dem Zinssatz (invertiert, rechte Achse; niedrige Zinsen werden also oben, hohe Zinsen unten in der Grafik angezeigt) und dem Zuspruch rechts und linksextremistischer Parteien in der EU. Wir sehen uns durch Professor Schnabls Ausführungen in vollem Umfang bestätigt in unserer Kritik an den Zentralbanken. Die Geschichte lehrt, dass Sie sich in solchen Zeiten mit Gold am besten schützen. Roland Leuschel/Claus Vogt, Die Wohlstandsvernichter – Wie Sie trotz Nullzins, Geldentwertung und Staatspleiten Ihr Vermögen erhalten, November 2019, 261 Seiten, 19,99 €, ISBN 978-3-89879-896-9, FinanzBuch Verlag ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH. Sie können das Buch hier bestellen. Zu den Autoren: Roland Leuschel ist deutscher Bankier und gilt seit seiner Vorhersage des Oktober-Crash 1987 als „Crash-Prophet“. Er wird noch heute zu seiner Einschätzung rund um das Börsen-Geschehen befragt. Claus Vogt ist Bankmanager und Publizist. 2010 gründete er eine unabhängige Vermögensverwaltung. Gemeinsam mit Roland Leuschel schreibt er auch den Börsenbrief „Krisensicher investieren“.
14.11.2019