In diesen Tagen und Wochen wird in Berlin viel und heftig über den geplanten Mietendeckel diskutiert sowie kontrovers gestritten. Was viele jedoch nicht wissen: Diesen sagenumwoben Mietendeckel gibt es bereits in einem Berliner Stadtteil. Er heißt jedoch offiziell natürlich nicht "Mietendeckel". Und dieser "Mietendeckel" resultiert aus einem Problem, das die Berliner Politik seit Jahren nicht zu lösen vermag.
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Görlitzer Park: Fauler Deal mit den Drogendealern
Der Hinweis, dass der berühmt-berüchtigte Görlitzer Park (Görli) sowie "Naherholungsgebiet" in Berlin-Kreuzberg liegt, erübrigt sich schon fast. Durch die überregionale und zum Teil bundesweite Berichterstattung in den letzten Jahren und Monaten, kann auch jemand aus Hamburg oder München etwas mit dem Begriff "Görli" anfangen. Besonders als Drogenumschlagplatz und Kriminalitätsschwerpunkt ist diese Ecke mittlerweile bekannt.
Was wurde über die Jahre nicht schon alles Versucht, um dem Drogen-Problem einigermaßen Herr zu werden: Parkläufer, zugewiesene feste Plätze für die Dealer, bunte Farbmarkierungen auf dem Boden, eine Art Nachtruhe für den Park, ganz ganz viel miteinander reden und natürlich wurde um Toleranz geworben und gebeten noch und nöcher.
Genutzt hat das alles bisher wenig bis gar nichts. Laut "Kontraste" ist die Kriminalität in den ersten fünf Monaten 2019 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 50 % gestiegen. Anwohner und Geschäftstreibende sind vor dem Hintergrund dieser Zahlen mittlerweile zusehens genervt und immer mehr auch verängstigt. Toleranz hin oder her.
Drogen-Problem lösen? "Nö, nee nee. Das ist nicht das Ziel."
Aber spätestens nach den Aussagen von Lorenz Rollhäuser, Sprecher des "Parkrates" Görlitzer Park, sollte jedem Beobachter klar sein, dass man das Drogen-Problem gar nicht lösen will. Das ist gar nicht Teil des "Gesamtkonzeptes"! Zitat:
"Muss es denn Ziel sein, dass das Dealen hier aufhört?"
"Nö, nee nee. Das ist nicht das Ziel."
Es ist also weder seitens der Parkverwaltung noch seitens der Kreuzberger Bezirksregierung gewollt, dass sich an den Zuständen etwas ändert. Das ist die bittere Realität.
"Ohne Dealer steigen Mieten!"
Doch das Drogen-Problem rund um den Görlitzer Park ist nur eines von mindestens zweien. Es ist klar, dass ein Gebiet, das als Drogenumschlagplatz gilt, viele Menschen abschreckt. Nicht jeder findet diese Atmosphäre von lantenter Gewalt, Kriminalität und Verwahrlosung anziehend. Die wenigsten würden wohl freiwillig in eine Wohnung gegenüber des Görli einziehen. Und das ist sogleich auch der Vorteil des Drogenhandels. Die Mieten bleiben relativ günstig und neue Investoren aus der Immobilienbranche machen einen Bogen um das Gebiet.
Sceenshot: ARD/Kontraste "Der Deal mit den Dealern"
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Zum Glück für die Anwohner, könnte man sagen. Denn wie ein Aushang "Ohne Dealer steigen Mieten!" in einem nahegelegenen Wohnhaus zeigt, würden ohne die Dealer die Mieten steigen. Die Gegend mit der riesigen Grünfläche wäre mit einem Schlag attraktiv für ein ganz anderes Mieterklientel. Vielleicht möchte die Politik genau das auch vermeiden. Sie möchte ggf. vermeiden, dass die Mieten steigen und die nächste Ecke von Berlin entmietet und gentrifiziert wird. Überspitzt gesagt könnte man sogar festhalten: Drogendealer sind der beste Mietendeckel …