Stellen Sie sich kurz folgende alltägliche Situation vor. Sie als Ur-Deutscher und damit Weißer möchten an einem Samstag einen kleinen Bildungsausflug in ein örtliches Museum machen. Sie entscheiden sich, mit Ihrer (klassischen) Familie, bestehend aus Ihnen als Mann, Ihrer Frau und Ihren beiden Kindern im Schulalter, um 10 Uhr das LWL-Museum Zecher Zollern in Dortmund zu besuchen. Die dortige Ausstellung „Das ist kolonial.“ interessiert Sie sehr. Kolonialismus ist ein schwieriges Thema und Sie möchten sich näher damit beschäftigen und etwas darüber erfahren und lernen.
Inhalt
Die falsche Hautfarbe zur falschen Uhrzeit
Pünktlich stehen Sie am Einlass und freuen sich, dass es gleich hineingeht. Doch der Einlass wird Ihnen verwehrt.
Sie sind verwirrt. Ist es zu voll? Müssen Sie vielleicht nur kurz warten, bis andere Besucher die Ausstellung verlassen haben? Haben Sie Ihren Impfnachweis vergessen? Im August 2023?
Nein, Sie haben einfach nur die falsche Hautfarbe zur falschen Uhrzeit.
Denn jeden Samstag zwischen 10 und 14 Uhr ist die Ausstellung lediglich für „Black, Indigenous and People of Color“ (BIPoC) reserviert. Heißt im Umkehrschluss: Alle Ethnien und Menschen dürfen rein, außer die mit weißer Haut.
Das muss man erst einmal sacken lassen. Das Museum lässt also an Samstagen zwischen 10 und 14 Uhr nur Menschen mit schwarzer Hautfarbe sowie Menschen, deren Hautfarbe nicht weiß ist, sowie indigene Völker (in Bezug auf den Kolonialismus) in das Museum. Allen anderen wird der Eintritt aufgrund der Hautfarbe innerhalb dieser vier Stunden nicht gestattet.
LWL-Museum Zeche Zollern: Absurde Situation für weiße Minderheiten
Man stelle sich vor, ein Museum würde ein Schild am Eingang „Heute nur für Weiße“ aufhängen. In null Komma nichts würde ein Shitstorm losbrechen, das Museum würde verbal und physisch attackiert werden und in Windeseile wären die Verantwortlichen zurecht abgesetzt.
Noch absurder wird die Situation, wenn Sie als Weißer mit einem Partner, der vielleicht schwarze oder gelbe Haut hat, das LWL-Museum Zeche Zollern betreten möchten. Ihr Partner kommt rein, aber sie sollen draußen warten? Sehr viele Nicht-Weiße würde dann wohl auch lautstark protestieren und auf die Barrikaden gehen. Weil das einfach Rassismus ist. Menschen nach ihre Hautfarbe auszusortieren ist Rassismus.
Das Ganze kann man noch auf die Spitze treiben, indem man fragt: Werden auch weiße Juden, Homosexuelle und Transsexuelle abgewiesen, die in die Ausstellung möchten? Das steht natürlich so explizit nicht auf der Internetseite. Es geht ausschließlich um die Hautfarbe und nicht um die Religion, die Sexualität und die Identität. Aber im Umkehrschluss muss diese Frage mit Ja beantwortet werden.