An Warnungen vor einer praktisch weltweit zu lockeren Geldpolitik mangelt es seit Jahren nicht. Und die über Jahre hinweg fast kontinuierlich gestiegenen Aktien– und Immobilienpreise müssen ebenso wie die Ausschläge bei den sogenannten Kryptowährungen als Mahnung verstanden werden, meinen jetzt immer mehr kritische Beobachter.
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Deflation als Schreckgespenst hat ausgedient
Über Jahre hinweg wurde bei explosionsartig steigenden Geldmengen immer das Schreckgespenst der Deflation (also auf breiter Front sinkende Preise) an die Wand gemalt, und die daraus tatsächlich resultierenden Inflationsgefahren wurden kleingeredet. Tatsächlich stiegen die Geldmengen über Jahre hinweg schneller als das dagegenstehende Angebot an Waren und Dienstleistungen. Daß es dabei nicht schon eher zu deutlichen Preissteigerungen kam, lag im Wesentlichen an zwei Tatsachen: Die Geldumlaufgeschwindigkeit sank deutlich (die Menschen sparten ganz einfach mehr) und die darüber hinaus überschüssige Liquidität floss u.a. in steigende Aktienkurse und Immobilienpreise. Doch nun „gönnen“ sich die Menschen wieder mehr und manche Aktien- oder Immobilienpreisblase könnte platzen.
Den Notenbanken sind die Hände gebunden
Nicht immer und überall, doch durchaus in einigen Segmenten. Beides erhöht die Geldumlaufgeschwindigkeit und wirkt damit grundsätzlich stark inflationär. Für die Notenbanken wäre damit ein „Anziehen“ der Geldpolitik das Gebot der Stunde. Doch ihnen sind – oder besser gesagt: sie meinen es – die Hände gebunden. Denn blickt man auf die Staatshaushalte der meisten westlichen Länder, erkennt man eine in den letzten Jahren dramatisch gestiegene Staatsverschuldung. Allein schon der daraus resultierende Schuldendienst ist realistischerweise nur noch bei gegen „Null“ liegenden Zinssätzen vorstellbar. Alles andere wird mittel- bis langfristig die meisten Staatshaushalte kollabieren lassen, wenn es nicht zu drastischen Steuererhöhungen kommen soll. Die Notenbanken nehmen daher derzeit lieber steigende Geldentwertungsraten in Kauf. In den USA der 1980er Jahre war dies nicht so.
Bald Inflationsraten von 15 %?
Nachdem die dortige Inflationsrate auf bis zu 15 % gestiegen war, war der im August 1979 unter US-Präsident Jimmy Carter zum Fed-Chef ernannte Paul Volcker zum Kampf gegen die Geldentwertung fest entschlossen. Er verfügte eine strikte Antiinflationspolitik mit Leitzinsen von in der Spitze mehr als 20 %. Die Wirtschaft erlitt eine schwere Rezession, doch als die Teuerungsspirale durchbrochen war, ging die US-amerikanische Wirtschaft aus dieser Rosskur gestärkt hervor. Volcker durchlebte dabei einen von Carter unterstützten politischen Kraftakt, bei dem es zeitweise Kritik und Proteste hagelte. Volckers Erfolge wurden dagegen erst von späteren Geschichtsschreibern anerkannt. Es ist eine Geldpolitik, die von den Zentralbank-Verantwortlichen Mut und einen starken Charakter erfordert und die von der politischen Seite ebenso mutig gestützt werden muß. Ob der geneigte Leser unter den derzeitigen Akteuren wohl die dazu erforderlichen Charaktere ausmachen kann? Zweifel bleiben leider angebracht …
Sachwerte sind das Gebot der Stunde
Sachwerte bleiben deshalb das Gebot der Stunde. So, wie wir es seit Jahren vorschlagen. Physisches Gold, nicht überbewertete Immobilien in guten Lagen (ja, es gibt sie noch immer) und ein breit gestreutes Aktiendepot mit Werten z.B. aus dem Versorgungsbereich, der Nahrungsmittelindustrie und auch der Pharmazie/Chemie gehören dazu. Wichtig ist jetzt, nicht die Nerven zu verlieren und „stur“ auf einen absoluten Werterhalt aller Geldanlagen zu hoffen. Denn den kann es kaum geben. Es kommt vielmehr nur darauf an, langfristig gesehen weniger als der Durchschnitt aller Geldanleger zu verlieren. Denn bereits dann zählt man zu den glücklichen „Gewinnern“! (tb)
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