Glaubt man den „führenden“ europäischen Meinungsmachern (insbesondere denen des deutschen Sprachraums), haben die Briten mit ihrem EU-Austrittsbeschluß ein gewaltiges Eigentor geschossen. Die konforme Presse und andere Medien sprechen hier gerne von einem regelrechten Abenteuer, organisiert von einer völlig verantwortungslosen politischen Klasse, das Großbritannien wirtschaftlich und politisch schweren Schaden zufügen wird.
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Negativ-Prognosen bisher nicht eingetreten
Als völlig daneben erwiesen sich allerdings schon heute jene Prognosen, die vor dem Brexit-Votum vor einer dramatischen Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage Großbritanniens warnten, sollten sich die „EU-Gegner“ durchsetzen. Zwar hat das Britische Pfund seitdem gegenüber dem Euro deutlich an Wert verloren – doch dies verteuerte nicht nur die britischen Importe, sondern stärkte andererseits auch die Exportindustrie in offenbar erheblichem Maße. Und weil auch die Banken Londons City nicht wie prophezeit in Scharen Richtung Kontinent verließen, haben weder Arbeitsmarkt noch Wirtschaftswachstum bisher gelitten.
Eher im Gegenteil: Auch vier Jahre nach dem Referendum und trotz der zwischenzeitlichen „Irritationen“ steht Großbritanniens Wirtschaft vergleichsweise robust da. Und manche kritische Experten sehen im Gegensatz zur veröffentlichten Meinung für die britische Volkswirtschaft nun auch die Chance gegeben, sich ohne übertriebene Rücksicht auf europäische Normen und Regulierung völlig neu aufstellen zu können.
Mehr Regulierung und weniger Wettbewerb
In Brüssel werden nach erfolgtem Brexit vor allem diejenigen Bürokraten aufatmen, die die eher wirtschaftsliberalen und regulierungsskeptischen Vertreter Großbritanniens als „Bremser“ verstanden. Schließlich werden dann diejenigen Kräfte, wie man sie z.B. von Frankreich her kennt, an Stärke gewinnen, die an eine zentrale Wirtschaftsplanung glauben, die mehr Regulierung und weniger Wettbewerb wünschen und die Investitionen und Konsum am liebsten politikgelenkt sähen. Diese Kräfte werden höchstwahrscheinlich die Oberhand gewinnen, was den Umbau der Europäischen Union hin zu einer Art „Ökodiktatur“ noch beschleunigt. Schon äußerten die ersten Analysten den Verdacht, daß bereits in zehn Jahren deutlich mehr Briten als heute darüber froh sein könnten, nicht mehr der Europäischen Union anzugehören, sondern bestenfalls „assoziiert“ („angenähert“) zu sein. (tb)
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