Smartphone, Laptop und Co. sind aus dem Alltag der meisten Familien schon lange nicht mehr wegzudenken. Doch inwiefern beeinflussen digitale Medien das familiäre Miteinander? Die kartenmacherei hat für die Kampagne „Digitale Familie“ bereits existierende Studienergebnisse zur Mediennutzung im Familienalltag zusammengetragen sowie in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsinstitut SKOPOS eigene Daten erhoben. Mediencoaches geben Tipps zur Medienerziehung im 21. Jahrhundert.
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13 Prozent der Eltern fühlen sich mit der Medienerziehung ihrer Kinder überfordert
Als Elternteil digitale Medien selbst zu nutzen, ist eine Sache. Die eigenen Kinder hingegen zu einem verantwortungsbewussten Umgang damit zu erziehen, eine andere. Der FIM-Studie zufolge schätzen 13 Prozent der Eltern die eigene Medien-Erziehungskompetenz als weniger bis gar nicht vorhanden ein. Dabei zweifeln Mütter (14 Prozent) eher an den eigenen Kompetenzen als Väter (11 Prozent).
Kristin Langer ermutigt Eltern, sich nicht von fehlendem Technik-Wissen entmutigen zu lassen: „Eltern können Medienerziehung lernen, indem sie sich diese Aufgabe zunächst einmal selbst zutrauen. Die Grundhaltung sollte sein: ‚Ich muss nicht jede Software, App etc. kennen, um meinem Kind Medienkompetenz beizubringen.‘ Eltern haben einen großen Erfahrungsschatz und viel Lebenserfahrung, sie haben als Erwachsene den nötigen Weitblick und wissen, wie man mit anderen Menschen umgeht.“
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Chancen und Risiken von Mediennutzung der Kinder abwägen
Die gemeinsame Mediennutzung, beispielsweise zusammen ein digitales Fotobuch zu kreieren oder über das Internet gemeinsam mit Familienmitgliedern zu kommunizieren, die weiter weg wohnen, sind nur einige der Chancen, die die Mediennutzung in der Familie bringt. Auch können Eltern dies als Chance sehen, von den eigenen Kindern zu lernen. Das Erstellen eines gemeinsamen Familien-Urlaubsvideos führt zusammen, schafft bleibende Erinnerungen und Eltern lernen das technische Wissen von Kindern, die dies meist spielerisch aufsaugen.
Sophie Pohle vom Deutschen Kinderhilfswerk rät Eltern, Kinder bei der Mediennutzung anfangs stets zu begleiten (vor allem Kleinkinder) und schrittweise Freiräume zu schaffen, wenn sie sicher sind, dass das Kind sich in diesem Rahmen sicher bewegt.
Zur sicheren Medienerziehung gehört auch, so Sophie Pohle, dass in der Familie über Gefahren bei der Mediennutzung gesprochen wird. Nur so können Kinder lernen, sich sicher im Netz zu bewegen. Zu diesen Risiken gehören: Cybermobbing, Cyber-Grooming oder auch der Datenmissbrauch. Hier hilft es, Kindern Werte zu vermitteln, damit diese entsprechende Situationen selbst einschätzen können und sich bewusst sind, wie sie auf solche Grenzüberschreitungen im Netz reagieren können. Auch das Wissen, das Eltern bei Problemen immer als Ansprechpartner zur Verfügung stehen, gibt Kindern die Möglichkeit, Probleme bei Bedarf gemeinsam mit den Eltern zu lösen.
Eltern sollten sich auch darüber Gedanken machen, wie viel Zeit Kinder mit digitalen Medien verbringen. Die ständige Erreichbarkeit – beispielsweise über WhatsApp-Gruppen in der Schule – sorgt dafür, dass auch Kinder Stress ausgesetzt sind. Hier kann es hilfreich sein, feste Regeln aufzustellen, die Kindern letztendlich dabei helfen, auch einmal abzuschalten.
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Gemeinsames Aufstellen von Regeln sorgt für besseres Verständnis
Für das Zusammenleben im Familienalltag stellen Eltern laut FIM-Studie unterschiedliche Regeln auf. Hinsichtlich der Mediennutzung sehen Eltern besonders beim Konsum von Filmen und Serien Einschränkungsbedarf. Für 70 Prozent der Drei- bis Fünfjährigen und 76 Prozent der Sechs- bis Elfjährigen stellen Eltern hier feste Regeln auf. Für die Smartphone-Nutzung gelten bei 42 Prozent der Sechs- bis Elfjährigen feste Regeln, bei den Zwölf- bis 19-Jährigen sind es 35 Prozent.
Eltern müssen die Privatsphäre ihrer Kinder respektieren
Wichtig für die gemeinsam erarbeiteten Regeln ist, dass auch Eltern sich an diese halten. Ist bspw. eine Spielzeit vereinbart, dann sollten Eltern ihre Kinder in dieser Zeit nicht stören oder unterbrechen.
Viele Eltern sorgen sich zudem, dass ihre Kinder in sozialen Netzwerken Hasskommentaren ausgesetzt sind. Kristin Langer rät: „Wenn ich als Elternteil hier eine Schieflage erkenne oder aber auch sehe, dass mein Kind leidet (weil es eventuell selbst diesen Kommentaren ausgesetzt ist) kann und sollte ich Kontrolle einfordern. Bis dahin ist das Smartphone vergleichbar mit dem Tagebuch früher – persönlich. Sich das Handy des Kindes zu nehmen und dort Nachrichten zu lesen ist kein geeigneter Weg und zerstört womöglich das Vertrauensverhältnis zwischen Eltern und Kindern, was während der Pubertät sowieso recht ‚wackelig‘ ist. […] Ihre Aktivitäten auf sozialen Netzwerken empfinden Kinder besonders ab einem Alter von etwa zwölf bis vierzehn Jahren als ihre Privatsphäre, was Eltern akzeptieren sollten.“
Über die Kampagne „Digitale Familie“
Basierend auf den Ergebnissen der FIM-Studie 2016, der JIM-Studie 2018 und der Duden Lernattack-Studie 2018 hat die kartenmacherei die Nutzung digitaler Medien im Familienalltag untersucht und mit eigenen Studienergebnissen ergänzt. Zu den Ergebnissen wurden verschiedene Experten interviewt und um Tipps und Hilfestellungen für Eltern gebeten. Die vollständige Kampagne sowie alle Interviews mit Mediencoaches und anderen Experten finden Sie online unter https://www.kartenmacherei.de/digitalisierung-in-der-familie.